Montag, 24. September 2012

Schritt für Schritt: Eine Fahrzeugschwadron schnell auf hohem Niveau bemalen

Hallo meine Freunde, es ist Tutorialwoche!
Stolz präsentiere ich euch das größte Tutorial, das ich bisher geschrieben habe.
Ich habe gesprüht, gemalt, mit Schwämmen getupft und nochmal gemalt, Unmengen an Fotos gemacht, bearbeitet und die Nächte durchgeschrieben.
Und auf vielfachen Wunsch gibt es dieses Tutorial zum ersten mal zweisprachig!
Es ist in Deutsch und Englisch verfügbar.
Für die englische Version einfach hier klicken: Englische Version

Und nun, lasset es beginnen!


Sie sind der Kern vieler Armeen, ihre Waffen haben ein gewaltiges Schadenspotential, ihre Geschwindigkeit ist Grundlage vieler Schlachtpläne und sie überragen die übliche Infanterie bei weitem...Panzer!
Fast jeder Tabletopgeneral kommt irgendwann an den Punkt, an dem er eines, oder mehrere, dieser mechanischen Ungetüme sein Eigen nennen und in die Schlacht führen will.
Einen Panzer zu bemalen kann jedoch eine einschüchternde Aufgabe sein, eine ganze Schwadron (oder mehrere Transportpanzer für verschiedene Trupps) wirkt oft noch abschreckender.
Ich selbst spiele neben der Vitrinenmalerei immer noch gern ab und zu, und komme dank meiner allgemein bekannten Vorliebe für Fahrzeuge nie an ihnen vorbei.
In den letzten Jahren habe ich viele Erfahrungen im Bereich Fahrzeuge gesammelt, zeitsparende Techniken, kleine Tipps und Kniffe und allerlei nützliches zu Weathering und Kampfschäden.
Eine große Anzahl Panzer hat meinen Bemaltisch verlassen und als ich nach jahrelanger Abstinenz vom spielerischen Aspekt wieder einmal begann eine Armee zu sammeln, begann ich das im Vitrinenbereich erlernte umzusetzen und abzuändern, um eine schnelle Methode zu finden, deren Ergebnisse auf einem Schlachtfeld immer noch beeindruckend wirken.
Ein paar der Testobjekte könnt ihr hier sehen:

Ork Burna Bommer , chimera transport tank

Natürlich haben die wenigsten Leute die Zeit und die Lust 20 Stunden und mehr in einen Panzer zu stecken, der durchaus auch mal in der ersten Runde explodieren kann, aber wer von uns liebt es nicht, mit schönen Modellen zu spielen, die dem ganzen Leben einhauchen?
In dieser Artikelreihe möchte ich euch nun also zeigen, wie ihr mit vertretbarem Zeitaufwand beeindruckende Ergebnisse erzielen könnt.


Jeder der Artikel dieser Woche wird sich einem Aspekt des Arbeitsprozesses widmen und mit Fotos und Erklärungen Einblicke in die Welt des „Fahrzeugspeedpaintings“ geben.
Dies ist natürlich nur meine eigene Methode, es gibt jede Menge Alternativen, aber vielleicht finden einige unter euch Gefallen daran.


3 Leman Russ Kampfpanzer werden uns als Beispiele dienen.


Diese 3 Panzer werden außerdem am Ende der Artikelreihe auf Ebay zu finden sein, wenn ihr also während ihrem Entstehungsprozess bemerken solltet, dass ihr sie haben wollt, dann ist das möglich ;)


Teil 1 - Der Zusammenbau
 Es gibt ein paar einfache Grundlagen um Zeit zu sparen und effektiv zu arbeiten.
Erstens: Wisse was du tust, kenne das Modell und wie es funktioniert.
Ich studierte die Anleitung (etwas, das ich beim Vitrinenmalen grundsätzlich nicht tue, da ich es als einschränkend empfinde.) und dachte darüber nach, welche Teile sich für Baugruppen eignen und was seperat bemalt werden sollte.

Ich heftete alles an die Wand, um Unordnung auf dem Maltisch vorzubeugen.

Der zweite Schlüssel zum Erfolg ist Fließbandarbeit.
Das Konzept wurde bereits im 15. Jahrhundert angewandt und funktioniert bis heute bestens.
Wir wissen, dass wir 3 Panzer bauen wollen und wir wissen ebenso, dass wir jeden Schritt dreimal durchführen müssen. Entgraten, kleben, grundieren, erste Farbschicht, Camo, ...ihr wisst, was ich meine.
Also löse ich das selbe Teil aus jedem Gussrahmen, entgrate es, nehme das nächste und so weiter.
Während dieser Arbeit verfällt man in ein gedankenloses Wiederholen, aber das ist in Ordnung, denn darauf basiert das Konzept, man wird schneller und schneller. Die ersten Kettenglieder brauchten einige Minuten beim Entgraten, nach dem 10. ging es schneller von der Hand, während die letzten kaum noch Zeit benötigten.
Man bekommt ein Gefühl dafür, wie man ein bestimmtes Teil behandeln muss und kann die nachfolgendem mit diesem Wissen wesentlich schneller abfertigen. Ein Effekt, den wir nicht erreichen, wenn wir erst einen Panzer komplett bauen und danach den nächsten.
Versorgt euch mit Musik oder einem Freund zum Quatschen, denn diese Phase ist wirklich langweilig und
-atmig. Allerdings ist es die gesparte Zeit auch wert.

3 Gussrahmen, bereit bearbeitet zu werden. Es empfiehlt sich, nur die aktuellen Rahmen auf dem Tisch zu haben um Unordnung vorzubeugen (und die deprimierende Masse an noch vor uns liegendem auszublenden :) )

Die Werkzeuge und was man mit ihnen anstellt:

1: Ein Geodreieck, wird nur benötigt, wenn ihr zusätzliche Details scratchen wollt, wie neue Nietenreihen. Zum Schneiden/Prägen benutze ich ein Lineal mit Stahlkante.
2: Eine Bürste um Schleifstaub und kleine Plastikfitzel wegzubürsten, die beim Bohren/Schleifen/Entgraten anfallen.
3: Klammern um Teile während der Kleber trocknet festzuhalten.
4: Schraubzwingen, um kleine Platten auf dem Tisch zu befestigen.
5: Der gute alte Saitenschneider, der die Teile aus dem Gussrahmen trennt.
6: Bohrer für Waffenmündungen etc.
7: Skalpell zum entgraten. Nutzt eine frische Klinge und ihr spart Zeit und Nerven.
8: Gummibänder um große Teile während des Trocknens zusammenzuhalten.
9: Multifunktionswerkzeug zum Schleifen/Bohren...

Nicht alle Werkzeuge sind unbedingt nötig, aber hilfreich, wenn man sie hat.

Ein paar Impressionen meiner eigenen Fertigungsstraße.

Alle Seiten sind fertig entgratet bevor etwas geklebt wird.


Sie alle wollen entgratet werden...


...und wenn ihr das geschafft habt und alles ordentlich vor euch liegt fühlt sich das verdammt gut an.
Fließbandarbeit bedeutet natürlich nicht, jedes Kettenglied einzeln aus allen 3 Rahmen zu trennen.
Wir wissen, dass im Grunde alle Kettenglieder das selbe Teil sind (von Form und Aufbau her) und dass wir das selbe mit ihnen anstellen müssen. Also werden alle aus dem Rahmen gelöst und in einem Rutsch entgratet. In diesem Bausatz sind sie sogar beschriftet, was das Ordnen sehr einfach macht.
Das ist das Grundprinzip, Gruppen von Teilen auswählen, die gleich behandelt werden müssen.

Auch das Kleben wird an allen Teilen gleichzeitig vorgenommen.

 Ich denke, es ist nicht nötig mehr vom Bauprozess zu zeigen, denn das hat schließlich jeder von uns schon hinter sich.
Panzer umzubauen ist der beste Weg die Zeit, die in ein Projekt fließt, mindestens zu verdoppeln, etwas, dass sich die wenigsten Spieler leisten können (sowohl von der Zei, als von den Ressourcen her).
Wir müssen trotzdem nicht völlig darauf verzichten!
Oft haben Schwadronen Kommandofahrzeuge (wenn auch nicht in den Regeln, fast immer im Hintergrund) und in dieses ein bisschen Zeit zu investieren ist ein einfacher Weg, am Ende eine persönliche Schwadron in Händen zu halten.
Ich entschied mich ein paar Kampfschäden, eine neue Panzerplatte mit Nieten, ein Banner (Ja, die coolen Panzer haben coole Banner...jedenfalls sollten sie das in meinen Augen haben :) ) und eine Vox-Einheit aus GW's Kommandofahrzeuggussrahmen hinzuzufügen.

Die Kampfschäden:
Man sollte sich Gedanken machen, wo man Schäden anbringt. Sie sehen schnell unglaubwürdig aus, wenn man es übertreibt, oder sie an den falschen Stellen anbringt. Außerdem beeinflusst ihre Position unter Umständen die spätere Bemalung.

Ich skizziere alle Schäden vor, um zu überprüfen, wie das Gesamtbild wirkt.

Ich schliff das Plastik mit dem Multiwerkzeug hauchdünn. Beim Arbeiten mit so einem Gerät unbedingt an die eigene Sicherheit denken, wenn der Schleifkopf platzt, fliegen die Teile mit hoher Geschwindigkeit durch den Raum.


Vergiss nie deine Sicherheit, ohne Augen ist es äußerst schwierig zu malen, also solltest du sie schützen

Um zu überprüfen, ob das Plastik dünn genug ist, halte ich es gegen eine Lampe. Wenn man Licht durchscheinen sieht, ist es genau richtig.

Mit dem Skalpell schneide ich ins Plastik, durch drehende Bewegungen verbiege ich die Plastikschicht und erzeuge den Effekt dünnen, verbogenen Bleches.



Die Innenseite muss vorher grundiert werden, da das Spray im zusammengebauten Zustand nicht mehr durch das Loch kommt und man Plastik hinter dem Schaden sieht.
Zusätzliche Panzerung anbringen:
Ich benutze einen Nietenstanzer von Trumpeter und ein dünnes Messingblech. Das Werkzeug zu benutzen ist einfach, man presst die Zähne des Rades ins Material und zieht eine Linie. Jeder Zahn hinterlässt eine Niete.



Man kann alternativ auch dünnen Plastikkarton benutzen. Wenn man mit der Platte zufrieden ist, einfach ankleben und fertig. Diese Platte ist ein kleines Experiment, da ich das Werkzeug selbst erst kürlich bekommen habe. Man wird sehen, wieviel man von den Nieten nach der Bemalung sieht. Im schlimmsten Fall haben wir eine weitere Schicht auf dem Heck, die Tiefer verleiht.



Das waren meine Gedanken zum Zusammenbau, nichts völlig neues, aber Dinge, die man im Hinterkopf haben sollte, wenn man auf effektives und zeitsparendes Arbeiten aus ist.

Morgen wirds bunt, ich zeige wie ich die Basisfarben aufgetragen habe und wie man mit einfachen, schnellen Techniken einen verwitterten und kampfgezeichneten Eindruck erweckt.

Die Tutorials brauchen eine Menge Zeit, die ich auch sehr gern in diesen Blog investiere, aber nichts desto trotz brauchen sie viel davon.
Ich würde mich freuen, wenn ihr einen Kommentar hinterlasst und dem Blog folgt, wenn euch gefällt, was ich hier mache.
Verpasst nicht diese Woche voller Hobbywahnsinn :)

Bis Morgen.

4 Kommentare:

  1. Gute Hilfe, die mir gerade bei 2 CSM Leman Russ helfen wird.
    Auf die Anleitung zum Basisfarben auftragen warte ich schon ungeduldig, da ich dazu aktuell noch keinen genauen Plan habe.

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  2. Echt stark dein Tutorial. Da hast dich ordentlich ins Zeug geschmissen und ich denke das und nicht zuletzt der farbige Teil wird vielen Spielern ein wenig Mut mache eher ihre Autos anzugehen :) Ich spiel zwar nicht mehr, aber finds toll wie du das angehst. Natürlich hast jetzt ein Problem: Deine Maßstäbe für die nächsten Tuts sind jetzt recht hoch ;)

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  3. Diesen Nietenstanzer kannte ich noch gar nicht. Danke für die Mühe :)

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  4. @siggi: Ich sehe das eher als Motivation, nicht als Problem.
    Die nächsten Artikel sind gerade in der heißen Planungsphase und glaub mir, es wird besser...;)

    Danke euch allen für die lieben Worte!

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